WIR(R) Stück Entwicklung frei nach „Spuren der Verirrten“ von Peter Handke



WIR(R) wurde im Februar 2024 im Theatersaal präsentiert, dann nach einer kurzen Erarbeitungsphase im Mai beim Chemnitzer Festival NONSTOP Europa und schließlich nach weiterer Erarbeitung beim Schauspielschulstreffen im Juli in Frankfurt.

Das Ensemble erhielt von der Jury den Ensemblepreis mit folgender Begründung :

Was macht Gemeinschaft, Kollektivität aus? Wie kommen wir zusammen und bleiben dabei trotzdem als einzelne in unserer Verletzbarkeit Sichtbar? Eure Suche nach Antworten - als Gruppe fast ohne Worte war eigen, eindrucksvoll und politisch. Choreografische Kompetenz und Feinfühligkeit die wir von Schauspielstudierenden nicht erwartet haben, Emotionen welche ausgedrückt wurden in einer Sprache, die eigentlich nicht eure ist. Wir feiern eure radikale, mutige und konsequente Entscheidung Bewegung als Form zu wählen. Als Zuschauer:innen wurden wir Teil des Geschehens. Ihr ward Miteinander, Füreinander, Miteinander gegeneinander -Niemand kann ohne die Anderen – ihr ward füreinander da, seid aufeinander zugegangen.

Wir danken euch für diese bewegende und berührende Arbeit. "



Während unserer Bewegungsrecherche haben wir uns von Peter Handkes Stück „Spuren der Verirrten“ inspirieren lassen. Das Stück handelt von Gehenden, von Figuren, die einzeln, paarweise, zu dritt oder mehrere den Raum durchqueren und aus der stummen Bewegung heraus zur Sprache finden. Dabei dreht es sich um erste Wahrnehmungen, den Verlust vom inneren Frieden und dem Verschwinden des Anderen und schließlich vom Ende der Zeit. Wir gehen der Frage nach wie der Verlust des inneren Friedens Individuen, Paare, Gruppierungen und das Kollektiv bewegt. Wie formt sich ein kollektiver Körper, wie zerfällt er und welche Kräfte wirken, wenn dieser sich reorganisiert? Dabei sind alle Beteiligten zugleich Akteur*innen und Zeug*innen, die sich gegenseitig be- und verstärken. Unterschiedlichen Körperhaltungen und Bewegungsmodi, assoziative Textfragmente und Soundeinspielungen verschmelzen zu einem Gewebe, dass aus der fragmentierten Vielfalt heraus etwas Gemeinschaftliches entstehen lässt. Wir denken dabei die Bewegungs- und Textebene wie zwei unterschiedliche Spuren, die wir assoziativ und spielerisch zueinander in Beziehung setzen. Dabei untersuchen wir das Spannungsverhältnis zwischen der Bedeutungsoffenheit der Bewegung und der konkreten Sinnproduktion des Textes.

 

 

 

Die Arbeit mit dem Körper als kreative Quelle und Instrument für die Arbeit an der Figur und dem Charakter unter physischen Gesichtspunkten wird vertieft. DYNAMIK / RAUM /ZEIT / Qualitäten der Bewegung die Dynamik des Handelns, und deren Ausdrucksmöglichkeiten werden vertieft. Die Komponente “Beziehung", wie Laban sie definiert, mit all ihren Nuancen und Möglichkeiten in Übungen und Improvisationen wird eingeübt. Die Auseinandersetzung mit der Bewegung im Raum und der Raum Absicht (space Intention) werden vermittelt. Durch Übungen, die den Faktor Zeit/Rhythmus thematisieren, erwerben die Studierende die Fähigkeit, sich auf eine Handlung einzustellen und im den richtigen Rhythmus zu agieren sowie die geistige und körperliche Flexibilität, um klare Entscheidungen zu treffen.


© Wolf Silveri


Von und mit: Vega Fenske, Luis Huayna, Niklas Hummel, Albert Kaliuzhnyi, Anna

Matviienko, Maria Levinshtein, Muriel Leinauer, Alice Prosser, Amira Demirkiran,

Chenoa North-Harder, Noah Tomiak, Paula Schindler

Originale Musik: Sophie Rothbart ( Studentin MA Filmmusik ) Radiohead, Melanie di Blasio, Moses Concas.

Es spielen und singen : Paula Schindler und Noah Tomiak

Künstlerische Leitung/Choreographie: Prof. Lara Martelli Hisleiter in Zusammenarbeit mit

Ulrich Huhn

Dramaturgische Mitarbeit: Andrea Koschwitz

Licht und technische Leitung: Dirk Lutz

Text Fragmente: Peter Handke und ein Text von Albert Kaliuzhnyi

Die Soli und Duette Ideen wurden größtenteils von den Interpreten selbst geschaffen.

Bewegungssequenzen sowie Kostüme und Texte wurden im kollektiven Prozess

erarbeitet.

© Wolf Silveri